„Anwälte“ von Kirche und Staat

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Jutta Steinruck und Domkapitular Karl-Ludwig referierten am Samstag im Heinrich-Pesch-Haus über ihre Rolle als Anwälte. Im Recht umfasst Anwaltschaft die Übernahme von Verantwortung für die Würde und Rechte von Klienten umfasst, in Politik und Sozialarbeit noch vieles mehr.
„Nach dem gelebten seelsorgerischen Prinzip sind Pastoren und engagierte Christen Anwälte, die sich am Leben Jesus orientieren“, sagte Hudemer: „Jesus unterstützte parteiisch und einseitig die Kranken und Schwachen Anwalt und legte sich für sie mit den Mächtigen an.“ Wer Partei ergreife, mache sich angreifbar, aber auch glaubwürdig.
Hundemer sieht vor allem das Kirchenasyl und die Positionierung der Kirche gegenüber der zunehmenden Furcht vor Fremden als Nagelprobe, wie ernst die Kirche es mit ihrer Anwaltschaft verstehe. „Nach der Dublin-Verordnung soll eine junge Frau zurück nach Spanien gehen, die dort genötigt wurde“, so Hundemer über einen konkreten Fall: „Ihr Mann und ihr ältester Sohn wurden im Bürgerkrieg verschleppt und umgebracht. Wir stehen in Kontakt mit dem BAMF und kämpfen dafür, dass rechtsstaatliches Asyl gewährt wird. Wir klären für den Fall das Selbsteintrittsrecht.“
Nach dem neuen Caritaskonzept für die Sozialarbeit orientiert sich karitative Hilfe an dem, was der einzelne will und fordert zur Selbsthilfe heraus. Die sozialen Dienste sollen zusammenarbeiten, um bei der Hilfe effektiv ansetzten zu können und eine bessere gesellschaftliche Inklusion abhängig von den besonderen wirtschaftlichen und sozialen Voraussetzungen der Städte zu machen.
Aus dem Plenum kam der Einwand, nicht nur karitative Arbeit in der Pflege und der Sozialarbeit ins Zentrum der Anwaltschaft zu rücken, vielmehr habe die Kirche auch eine gesellschaftliche Stimme. „Ich wünsche mir, dass die Kirche zum Thema Populismus mehr Stellung nimmt, damit diejenigen, die in der Minderheit sind, den Eindruck erwecken, sie seien in der Mehrheit“, sagte Jutta Steinruck. Hundemer kritisierte, dass die Strukturen des Sozialsstaats eine Kommunikation aus den betroffenen Gruppen heraus oft nicht ausreichend ermöglichen. Die Autorität von oben gäbe zu viel vor, um den Interessen wirklich gerecht werden zu können.
Steinruck stellte die Anwaltschaft der Stadt als Interessenvertreter bei der Sozialpolitik in den Mittelpunkt ihres Referats. Dem sozialen Auftrag der Stadt nach sind Nachteile einzelner sozialer Randgruppen über Bildungs- und Sozialangebote auszugleichen. „In Ludwigshafen ist die Kinderarmut überdurchschnittlich hoch“, sagte sie: „Die Stadt will den Kindern eine Perspektive geben. In Armut geboren sein, das bedeutet immer auch ein Fehlstart, den wir ein bisschen helfen wettzumachen wie etwa anhand von kostenlosen Bildungsangeboten wie kostenfreie Kitas.“ Die Stadt bemühe sich um Senioren-WGs, um Senioren ein Wohnen in Gemeinschaft möglich zu machen, die oft von Altersarmut und Anonymität betroffen seien. Ein größeres Freizeitangebot für den kleinen Geldbeutel soll die Naherholung ermöglichen. Den aktuellen Zahlen nach lebten im Mai 425 Obdachlose in Ludwigshafen. Sozialarbeiter kümmerten sich um die Street-Dogs, die meistens unverschuldet in die Lage gekommen seien, so Steinruck. Sie bedankte sich für die Welle der Hilfsbereitschaft bei der Flüchtlingshilfe und den vielen Ehrenamtlichen in den kirchlichen Einrichtungen: „Wir funktionieren als Gesellschaft nur, wenn wir für andere Partei ergreifen und Respekt vor dem eigenen Lebensumfeld haben.“
Steinruck betonte, dass das grundlegende Problem des mangelnden Respekts vor den Mitmenschen anzugehen sei. Viele lebten das Prinzip der Ich-Bezogenheit und des Egoismus. „Das zeigt sich manchmal nur im verkehrsbehindernden Parken oder dem rücksichtslosen Entsorgen von Müll bei Kleidercontainern“, sagte Steinruck: „Mehr Solidarität und Miteinander würde vieles leichter machen.“

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