Mythen der Finsternis

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Grafiken von Designstudenten der Hochschule Mannheim zum Thema „Was ist die Nacht heute?“ im Wilhelm-Hack-Museum

16 Kommunikationsdesign-Studenten der Hochschule Mannheim holten sich bei der Ausstellung „Nachtschwärmer“ im Wilhelm-Hack-Museum Ludwigshafen neue Impulse für ihre Arbeiten. Sie zeigt Werke von Max Beckmann und Georg Grosz – Darstellungen des Nachtlebens in deutschen Großstädten in den 20er Jahren: An Orten des Vergnügens wie dem Varieté, aber auch ernste Szenen, die das Elend der Nachkriegszeit in Deutschland abbilden. Deutschland verschuldete sich infolge seiner kaum tragbaren, hohen Reparationszahlungen an die alliierten Siegermächte hoch bei Geschäftsbanken und den Bürgern.

Unter dem Ausstellungsmotto „Was ist die Nacht heute“ erkunden die 16 Studenten in der Galerie „Nachtschwärmer II“ im Wilhelm-Hack-Museum die Nachtwelt. „Schwarz und Weiß sind die Mittel, die der Grafik zur Verfügung stehen“, sagt Grafikdozentin Vroni Schwegler auf der Vernissage: „Dabei drückt sich in der Abwesenheit von Licht Schatten oder hier die Nacht aus.“

In den videoanimierten Zeichnungen „Dream-Cycle“ visualisiert Laura Gehrig Traumsymbole. „Ich habe recherchiert, welche Traumszenarios am häufigsten vorkommen und sie in einem Kreislauf dargestellt: Der Kreislauf steht dafür, dass es zunächst keine rationale Erklärung für die Übergänge und Abfolge der Traumsituationen zu geben scheint. Eine Frage, die sich nach dem Aufwachen oft aufwirft, ist: Warum war ich erst zu Hause und dann auf dem Mond?“, erklärt sie. Die Filmsequenzen von „Dream-Cycle“ fließen deshalb ineinander, sie zeigen die häufigen Traumsituationen „Verfolgung“, „Auf der Stelle treten“, „Zahnausfall“, „Fliegen“ und „Ertrinken“. Gehrig nutzt unter anderem den berühmten Oregami-Kranich in ihren Bildern sowie das Auge als Symbol für die bewusste Wahrnehmung des Unterbewussten.

Marius Münch hat seine feinen, präzisen Zeichnungen mit Fineliner zum Teil sehr dunkel gehalten, die überlieferte Mythologien vom Tod und dem Schwinden von Leben abbilden. „Die Abwesenheit von Licht bedeutet für mich die Abwesenheit von Leben. Je mehr sich das Licht in der Nacht ausbreitet, desto feinere und diffusere Nuancen nimmt es an“, sagt Münch. Neben dem ungeborenen Sternenkind, das als etwas Göttliches erscheint, weil es durch Geburt und Tod nicht zum Menschen wird, thematisiert er Mord und Selbstmord, Todestrieb, Schlaf, Rausch und Meditation. Vorab recherchierte er zu den religiösen Mythologien der rätselhaften Phänomene.

Preetham Gunalan hat die Comic-Parade der Nachtgestalten „Ever Night Parade“ gezeichnet, in der bekannte Nachtgötter und berühmten Figuren wie Batman aufeinander treffen. Seine Nachtgestalten tun alles, was sozial nicht akzeptiert ist. Der Betrachter assoziiert mit der Parade das bunte Treiben in Nachtclubs, zwielichtige Drogengeschäfte in Partyvierteln und die ausschweifende bewaffnete Kriminalität in dunklen Ghettos. Anhand von Zarathustras überlieferten Göttern Zorastrian und Angra Mainyu stellt er den fortwährenden Konflikt der Götter der Finsternis und Zerstörung, die für das Böse stehen, mit den Göttern des Lichts dar.

In seiner Bleistiftzeichnung „Begegnungen der Nacht“ stellt Adria Betz Treffen und Zusammenkünfte dar, die man im nur Traum und in der Phantasie erlebt. „Die Menschen, denen man nachts begegnet, lasse ich mit dem Mittel der Perspektive noch größer und robuster wirken oder lasse sie in der Ferne zu etwas dem Realen Entrückten werden“, erklärt Betz. Das Kind, das vor dem großen Batman steht, ist kleiner gezeichnet und entsprich nicht normalen Größenrelationen. Mit frei gezogenen Strichen hat der die Finsternis abgebildet. Sie sollen die Unruhe in die Ruhe bringen sollen, indem sie quer laufen zu den klaren, mit Lineal gezogenen Strichen. Eines seiner Bildet lässt Interpretationsspielraum: Die Szene lässt für Betrachter offen, ob es sich um die Abbildung einer BDSM-Szene oder einen Strangulationsmord handelt.

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