Bürgerstiftung fördert Inklusionsprojekte mit Schecks über 20 000 Euro

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Vier Mannheimer Initiativen haben gestern im Toulonsaal der Sparkassen 20 000 Euro von der Bürgerstiftung entgegengenommen. Die vier Preisträger des Contest „Mensch miteinander“ wurden für ihre visionäres Bemühen um eine inklusiven Gesellschaft ausgezeichnet.
„Mannheim ist zusammen mit Stuttgart die Stadt mit dem größten Anteil an Menschen mit mindestens einem migrierten Elternteil“, sagte Oberbürgermeister Peter Kurz. Das wichtigste sei deshalb das friedliche Zusammenleben in der Community, sagte Stiftungsvorstand Stefan Kleiber. Mannheim stehe für seine Gastfreundschaft.
Das Wettbewerbsmotto „Mensch miteinander“ zeigt den hohen Stellenwert von Freiheitswerten und Toleranz zugleich, wie Peter Kurz in der Laudatio erläuterte: „Die Gesellschaft differenziert sich in immer mehr Gruppen und Milieus mit einer eigenen besonderen Lebenshaltung aus. Aus größeren Gruppen, die sich durch eine homogene Einstellung zum Leben ausgezeichnet haben, sind immer mehr Milieus entstanden. Damit differenziert auch aus, was wir vom Leben erwarten, wie wir fühlen und was wir von anderen erwarten. Die große individuelle Freiheit bedeutet mehr Chancen. Es bedeutet aber auch ein mehr Verantwortung für sich selbst und im Umgang mit anderen, so dass das mehr an individueller Freiheit kein Stress für andere mit sich bringt.“
Mit 10 000 Euro Stiftungsgeld wurde das Käftertaler Projekt „Younity Mannheim“ gewürdigt, ein gemeinsames Bemühen des Kulturhaus Mannheim und der Rapschule „Who am I“. Die pionierhafte Arbeit verbindet junge Menschen aller Nationen, betreibt Jugendkulturarbeit sowie Sprachförderung. Damit steht sie ein für das friedliche Zusammenleben ohne Gewalt und Kriminalität. „Beim Rap geht es darum herauszufinden, wer man ist und wie man sich selbst ausdrücken kann“, erklärte Rapschuldirektor Tobias Schirneck: „Sich selbst ausdrucksstark zu vermitteln ist eine Kompetenz, die man sein Leben lang braucht. Das Projekt lässt Jugendliche stark werden, auch in der Schule. Wir können die Fortschritte beobachten. Junge Rapper, die gemobbt wurden und der Schule fernblieben, konnten sich durch den Rap ihren Schulalltag zurückerobern.“
Mit je 3500 Euro werden die zweitplatzierten Initiativen „Mannheim sagt ja“ und das interkulturelle Bildungszentrum gewürdigt. Das Bildungszentrum betreibt offene Kinder- und Jugendarbeit und Bildungsarbeit, etwa Sprachförderung in Neckarstadt West. Sie richtet sich vor allem an Migranten und deren Kinder. Mit dem Stiftungsgeld soll eine offene Küche im Bürgerhaus am Neumarkt aufgemacht werden, wo sich Jugendliche mittags oft aufhalten. Das Projekt „Mannheim sagt Ja!“ steht im Zeichen des Willkommens und Miteinander für Geflüchtete, wie Carmen Fontagnier sagte. Die Gründungsmitglieder kommen aus allen politischen Lagern. Neben sich andere groß werden lassen, auch anderem Respekt entgegen zu bringen und sich nicht über andere zu erheben, das mache einen wahren Menschenfreund aus, so Fontagnier. Wenn es keine geschlossenen Türen gebe, werde aus dem Neben kein Gegeneinander, aus dem Abgrenzung entstehe. Die Projektarbeit umfasst Events wie Konzerte von Geflüchteten und Kinobesuche für Asylbewerber-Familien, die in Wohnheimen leben.
Ein Scheck über 3000 Euro ging an den diesjährigen „Held der Straße“, den ASB Rhein-Neckar, für sein Projekt „Wünschewagen“, das Menschen in der letzten Lebensphase einen Herzenswunsch erfüllt. „Menschen, die wissen, dass sie bald sterben, wollen nochmal wissen, dass sie leben“, erklärt Projektleiterin Tina Schönleber. Die Fahrt ans Meer sei ein typischer Wunsch. Es gäbe aber auch besondere Wünsche wie den eines Professors, der noch einmal im Landesarchivar Karlsruhe Unterlagen sichten wollte.

Info:
Die Bürgerstiftung wurde Ende der 90er von Bürgern und der Stadt gegründet. Sie vergibt Gelder, die Bürgers spenden, seit Anfang 2000 an Initiativen, die mit ihren Projekten die Vision einer gelungenen heterogenen Stadtgesellschaft verfolgen.
Der Wettbewerb „Mensch Miteinander“ unter der Schirmherrschaft von Bülent Ceylan und Franziska van Almsick wurde im letzten Jahr in einer breiten Kampagne ausgeschrieben. Das Motto: Brücken bauen und Menschen in ihrer Verschiedenheit zusammenführen.
Die Top 10 unter den 30 teilnehmenden erhielten in einer offenen Onlineabstimmung am meisten Stimmen. Die Jury des Stiftungsrats wählte in einer Geheimabstimmung die vier Preisträger. Dabei war unter anderem ausschlaggebend, wie erfolgsversprechend und lohnenswert sich die Gelder sich in den Projekten verwenden lassen.

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