Straßenfußball gegen Gewalt und Kriminalität in deutschen Großstädten

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Beim Integrationsprojekt Bundtkicktgut schweißt der Fußball Jugendliche zusammen und wirkt dem Gewaltpotenzial entgegen

Streetworker André Ulrich brachte das Straßenfußballprojekt Buntkicktgut, das in allen großen Städten Deutschlands schon angelaufen ist, nach Ludwigshafen und baute eine Sommerliga auf. Es vermittelt Jugendlichen Werte wie Fairness, Toleranz und Gewaltfreiheit. Auch beim Abschlussturnier steht Fairplay ganz oben.
Der Liga-Rat kommt kurz vor Anpfiff des zweiten Streetfootball-Turniers auf dem Bolzplatz im Hemshofpark zusammen. Er stimmt über die Sperre einer Mannschaft ab, die beim Training den Schiedsrichter beleidigt hat. „Die Mannschaft hat eine Erklärung darüber abgegeben, was falsch gelaufen ist. Sie wollen den Schiri in Zukunft akzeptieren. Wir Turnierleiter sind bereit, das Team mitspielen lassen “, sagt Ulrich. Einstimmig stimmt der Rat dem Antrag auf Aufhebung der Sperre zu. Auch in der Mannschaft gab es Konflikte. Ein Spieler hat das komplette Team äußerte in den Trainingsrunden, dass es eine Schande sei, mit den anderen zu spielen. Der Streit lässt sich nicht lösen und er wird ersetzt.
Der Rat setzt sich aus den Mannschaftskapitänen, den Schiedsrichtern und den Berufspädagogen zusammen, die das Projekt vorantrieben. Als Liga-Rat entscheidet er über Sanktionen bei Fehlverhalten. Die gängigen FIFA-Regeln passte er vorab an den Kontext des Straßenfußballs auf den städtischen Bolzplätzen an. „Gelbe und rote Karten gibt es nicht, aber beim Foul schicken wir die Kids für zwei Minuten vom Platz“, sagt der 17jährige Schiri Stanisiar Nikolov: „Jedes Team vergibt heute ein bis drei Punkte für die faires Verhalten an die anderen Mannschaften. Die Mannschaft, die heute die beste Bewertung für Fairplay erhalten hat, ist das Kinder-Eltern-Team. Es hat einen Pokal dafür bekommen. Tagessieger ist der FC Italia, Turniersieger das Legendenteam.“ Nicht nur der Liga-Rat entscheidet und denkt darüber nachdenken, was gut und richtig ist, sondern die gesamten Mannschaften.
Die Idee hinter Buntkicktgut ist, ihnen anhand des Teamsports Fußball ein Übungsfeld für soziales Lernen zu geben. Sie lernen, sich kooperativ zu verhalten und Regeln zu akzeptieren. Sport soll dabei gleichzeitig ein Katalysator sein, der zum Abbau von Frustration und Aggression beiträgt, wenn er regelmäßig ausgeübt wird. Buntkicktgut ist auch ein Projekt zur Gewalt- und Kriminalitätsprävention.
Ulrich hat die Sommerliga mit den Einrichtungen der offenen Jugendarbeit und Straßensozialarbeit aufgebaut, die Jugendliche aus allen Stadtteilen zusammenbringt. „Die Street-Football-Worker trainieren die kleineren Jungs. Sie und die Referees, die die Turniere als Schiris pfeifen, werden von uns Streetworkern in allen Aufgaben unterstützt“, erklärt er: „Die Jugendlichen lernen so Verantwortung für sich und andere zu übernehmen.“
Buntkicktgut definiert Fußball als eine interkulturelle Sprache, die Kinder aus unterschiedlichen Nationen zusammenführt. „Sport ist ähnlich wie Sprache eine Form der Interaktion, bei der Menschen aber einfacher zusammenkommen können“, sagt Hartmut Unger, Mitglied der Förderabteilung der BASF, die das Projekt trug. „Mein Deutsch ist so gut, weil ich so viele deutsche Freunde habe“, sagt Referee Aleksander Marinov. „Ich habe beim Turnier neue Leute kennen gelernt“, erzählt der 14jährige Mohammed: „Ich bin Kurde, meine Freunde Roah und Abdfad kommen aus dem Irak und Afghanistan. Schiri Nikolov will in Deutschland eine Ausbildung beginnen, wenn mit der Berufsschule fertig ist und danach Streetworker werden.

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