Kinderbastelstube im Heinrich-Pesch-Haus

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In der ausgebuchten Weihnachtsbastelstube am Samstag basteln rund 60 Kinder die starken Symbole des Advents, auch solche aus Familien, in denen die Adventszeit keine besinnliche Zeit ist. Für sie ist der Dezember eine Zeit der Erwartung aufs große Fest, in der sie auf ihrem Schokoadventskalender die Türchen und Tage bis Weihnachten zählen.
„Im Weihnachtstrubel sollen die Eltern einen Samstag in der Adventszeit für Weihnachtseinkäufe und Vorbereitungen Zeit haben“, erklärt die leitende Pädagogin Jana Schmitz-Hübsch: „Die Idee ist aus dem Bedarf heraus entstanden und ist inzwischen ein Selbstläufer geworden. Die Eltern sind dankbar für die Entlastung in der Weihnachtszeit.“ Das Event in der Vorweihnachtszeit ist ein Angebot der Familienbildung, das seit einem halben Jahrzehnt im Heinrich-Pesch-Haus Tradition hat. Solche Betreuungsangebote gehören neben Kursen für Eltern und Pädagogen zum Programm der Familienbildung, einer Initiative mit katholischem Träger, die junge Familien unterstützen will.
Das Angebot sei offen für jeden, so Schmitz-Hübsch. Sie habe heute auch muslimische Kinder hier, denn religiöse Inhalte oder Bräuche seien keine Grundlage. Vielmehr ginge es darum, die kreative Seite der Kinder zu stärken und um die Förderung der motorischen Fähigkeiten der Drei- bis Zwölfjährigen. Die siebenjährige Deutschtürkin Selin erzählt: „Wir feiern Weihnachten mit allen Bräuchen, dem Festessen, Geschenken und dem Weihnachtsbaum, nur ohne Kerzen, weil mein Vater deutsch und meine Mutter Türkin ist. Ich soll mir noch offenhalten, welcher Religion in angehören will.“ Die gleichaltrige Berna wird an Weihnachten in die Kirche gehen.
Mit Zuckerguss kleben die Kinder Butterkekse zusammen. Hexenhäuser entstehen und auf Idee mancher Kinder hin auch Krippen im puristischen Stil. Maria und Joseph sowie das Kind, aus Gummibärchen und Dominosteinen für den Futtertrog werden zur berühmten Szene arrangiert und mit Zucker festgepappt. Die Kinder sind mit großem Eifer bei der Sache, kleben die Mandeln mit Zuckermasse fest auf die Schokowaffelröllchen: Sie steht für eine Flamme auf einer brennenden Kerze. Aus Brottüten basteln einen dreidimensionalen Stern. Kerzen und Sterne sind für viele hier keine Symbole der Erleuchtung durch Jesus Christus, sondern machen den dunklen Dezember mit den langen Nächten einfach gemütlich und heimelig. „Ich würde am liebsten jeden Tag eine Kerze anzünden“, erzählt Barna. Weihnachtsstimmung kommt bei allen Kindern auf, wenn sie den Weihnachtsgeschichten lauschen und Punsch trinken. Am Ende des Tages nehmen sie stolz die Geschenke verpackt mit nach Hause, um sie unter den Weihnachtsbaum zu legen.
Die Bastelstube steht auch im Zeichen des Rentier-Kults, dem Begleiter von Santa Claus, dem Weihnachtsmann aus den USA. Ein Reimport aus Europa, der zurück kam zu uns, nur eben mit Zugtier. Die Kinder kleben Rentieren aus Papptellern Kulleraugen, formen sie aus Pfeifenreinigern und Kaffeefiltern. Das Rentier ist treuer Gefährte des Weihnachtmanns, den die Protestanten aus dem Nikolaus machten, weil sie den Kult um den Bichoff, den wichtigsten Legenden umwobenen volkstümlichen Heiligen ablehnten. Als ehemaliger Schutzpatron und heutiger Freund der Kinder, Weihnachtsmann der modernen, westlichen Welt bringt an Heiligabend allen Kindern Geschenke.

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