Artenschutz: Ludwigshafener Vogelexperten wollen naturfördernden privaten und städtischen Landschafts- und Gartenbau
Viele heimische Singvogelarten stehen auf der roten Liste. Das Landschaftsschutzgebiet Maudacher Bruch bietet alles, was ihren besonderen Lebensraum ausmacht. Aber auch im Stadtgebiet sollen sie ihren festen Platz behalten. Darum bemüht sich der ornitologische Arbeitskreis der Volkshochschule Ludwigshafen (Orbea) in Zusammenarbeit mit der Stadt Ludwigshafen.
Den fortwährenden Konflikt zwischen den Interessen der Landwirte, kostendeckend wirtschaften zu können und den Interessen der Naturschützer und bedrohter Tiere, natürliche Lebensräume zu erhalten, versucht man heute über Kompromisslösungen zu befrieden: In einem Projekt der deutschen Wildtierstiftung wird derzeit erforscht, wie Landwirtschaft profitabel betrieben werden kann, ohne die Artenvielfalt zu beeinträchtigen. „Schon der Erhalt der heckenreichen Feldflur und der Wegraine könnte die seltenen Feldflurvögel erhalten. Aber bei uns sagt man, vom Ackerlandstreifen wird der Knecht bezahlt“, sagt Klaus Eisele von Orbea bei seinem Vortag am Sonntagmittag in der Vogelstation Maudach.
Flecken unberührter Natur wie der Maudacher Bruch, wo Singvögel ruhige Versteck- und Rückzugsmöglichkeiten wie Baumhöhlen für das ungestörte Brüten finden, sind selten geworden. Umso wichtiger ist es, auch in Stadtgebieten einen festen Lebensraum für Singvögel zu schaffen und zu erhalten. Eisele hält es für wesentlich, beim städtischen und privaten Garten- und Landschaftsbau wirtschaftliche Interessen und den Vogelartenschutz vereinbar zu machen: „Man kann Gärten und Plätze so gestalten, dass man wenig Pflegeaufwand damit hat und sie trotzdem naturfördernd und artenreich sind.“
Als Negativbeispiel nennt er den Landschaftsgartenbau in Oggersheim-Melm, wo inzwischen zwei Drittel der Vorgärten aus Steinbeeten bestünden. „Hier wollten die Besitzer sich wenig Arbeit mit der Gartenpflege machen, die Steingärten bieten aber keinen Lebensraum für Vögel. Die Häuser werden nachts nicht mehr abkühlen, was wiederum das Mikroklima der Stadt negativ beeinflussen wird“, erklärt Eisele: „Das knappe Budget der Stadt Ludwigshafen bringt den Stadtrat dazu, auf kostengünstige Grünpflege zu setzen. Nachpflanzungen nach dem Entfernen von Heckenanlagen will man nicht tragen. Die Stadt kann die Fehler nicht mehr korrigieren, weil das Geld dazu fehlt. Man kann nur daraus lernen und vorausschauend in die Zukunft planen.“ Entlang der Umgehungsstraße, die auf die B9 führt, wurden die grünen Straßensäume mitsamt dem dichten Buschwerk entfernt. Dort hielten sich Vögel gerne im Unterholz auf. Auf der Hauptverkehrsstraße Richtung Oggersheim stehen heute Steinquader, wo früher Hecken standen. Im neuen Bürgerhof sieht Eisele eine „reine Betonwüste, die man naturfreundlicher gestalten hätte können.“ Die Vögel brächte man so um ihren Wohnraum und ihre Brutreviere und letztlich dazu weg zu ziehen.
Jeder einzelne kann etwas zum Artenschutz beitragen. Eisele hat selbst 15 bis 20 Nistkästen in seinem Garten, wovon zwei Drittel immer belegt sind. „Es ist oft nur Unwissenheit, die die Leute dazu veranlasst, ihren Garten wenig naturfördernd zu gestalten“, räumt er ein.
Als Naturschützer arbeitet er beim Vogelartenschutz eng mit der Stadt Ludwigshafen zusammen. Mit Erfolg hat er mit der gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft GAG über 500 Brutkästen bei Sanierungsbauten an Gebäuden angebracht. So holte er die Mauersegler zurück in die Stadt und sorgte für die Entstehung ganzer Schwalbenkolonien. Ein Kiebitz-Projekt durch die Aufwertung der stadtnahen Natur wird derzeit vom Bundesumweltministerium gefördert. Freuen kann sich Eisele auch über den geplanten Glyphosat-Ausstieg, sieht er Pflanzenschutzmittel, Insektensterben und Vogelrückgang doch in direktem Zusammenhang.