Einer der Roboter hat große Augen aus alten Halogenleuchten, ein anderer schaut den Betrachter einäugig entgegen – wo sonst Augen sind, ist eine grüne Glühbirne mit Draht montiert. Weil unsere Gesellschaft eine Konsum- und Wegwerfgesellschaft ist, haben 30 Schüler der Hochschule und des Geschwister-Scholl-Gymnasiums unter professioneller künstlerischer Anleitung dem Müll neues Leben gegeben. Die Roboter, teils aus ausgedienten Staubsaugern, werden durch die goldglänzenden Kunststofffolien zum Blickfang.
Kulturminister Konrad Wolf begrüßt in seiner Eröffnungsrede zum Inselsommer 2018 am Sonntagmittag das vielfältige Kulturprogramm, das in den nächsten zwei Wochen auf der Parkinsel dargeboten wird. Die Menschen mit den unterschiedlichen kulturellen Hintergründen ─ ein besonderes Charakteristikum von Ludwigshafen ‒ sollen hier zusammen kommen. Es sei wichtig, Kinder und Jugendliche an die Kultur heranzuführen, damit die neue Generation mitgestalte.
„Viele engagierte Ludwigshafener haben sich zusammengetan und gemeinsam etwas auf die Beine gestellt“, teilt Jutta Steinruck mit: „Nachdem wir sieben Jahre haben warten müssen, freue ich mich, dass der Inselsommer weitergeht.“ Die Stadt Ludwighafen und das Landeskulturministerium sagten ihre Unterstützung sofort zu, nachdem die beiden Hauptverantwortlichen Eleonore Häfner und ihr Helfer Peer Damminger vom Kindertheater nach sieben Jahren Pause einen neuen Inselsommer vorgeschlagen hatten.
Die bunten Liegestühle und Gartenmöbel sowie die Lampenschirm-Installation des Künstlers Michael Volkmer, die den Park besonders bei Nacht in stimmungsvolles Licht taucht, sorgen für ein Freizeitflair an der Rheinpromenade. Die lateinamerikanischen Rhythmen der Trommelgruppe Samba Luna unterstreichen die Festival-Stimmung. „Wenn die Schiffe hier vorbeifahren, ist das schon ein sehr mystischer Platz am Rhein“, schwärmt Berhard Wadle-Rohe, Betreiber der Touristenfähre Rhine River Boat Shuffle: „Ich bin schon lange beim Inselsommer mit dabei. Die Leute sitzen bis in die Nacht zusammen und kommen ins Gespräch. Die Kunstschaffenden aus der Künstlerszene kennen sich alle.“
„Bunte Textur in Farbe“ ist das Thema der Ludwigshafener Künstler, die ihre Installationen aus bunten Textilstoffen auf der Wiese entlang der Promenade ausstellen. Ein quietsch-rosaroter Wohnwagen aus den 70ern mit Vorhängen und Teppichen aus pinken Stoffen mit Rosenmuster und einer vollständig rosafarbenen Inneneinrichtung fällt auf. „Für mich ist Rosa die Farbe, die zudeckt. Das Wohnmobil steht für die schöne Welt, die man sich selbst erschafft“, erklärt die renommierte Künstlerin Ursula Steuler, die vor ein paar Jahren aus Ludwigshafen wegezogen ist: „Viele färben sich das Leben schön und wollen das auch nach außen transportieren. Sie geben sich so, als sei alles in ihrem Leben perfekt gelungen.“
Andrea Kahne-Uslencia ist in ihrem Leben viel gereist. In ihrer Heimat Chile war sie Kunstlehrerin, bevor sie ihren deutschen Ehemann heiratete. Ihr Kunstwerk aus bunter Textur hat sie für Kinder gemacht. „Viele Kinder laufen durch das Textur-Kunstwerk und verstecken sich erstmal“, sagt sie: „Im Innern der Installation finden sie Muscheln und Steine, die ich dort gelassen habe. Sie sollen etwas entdecken. Mit Windspielen, Glasperlenspielen und bunten Kinderschmucksteinen wollte ich das Kunstwerk auch interaktiv gestalten.“
„Viele hier tragen eine besondere soziale und ökologische Verantwortung mit sich“, sagt Gast Dieter Trefzer. Neu mit dabei ist der Better-World-Market: Gemeinnützige Organisationen und Verbände mit einer sozialen Agenda wie Greenpeace, alvivi und ein Bündnis für solidarische Landwirtschaft treten in einen offenen Dialog mit Besuchern.