Das Menschsein von heute

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Thema der Ausstellung „Was ist der Mensch heute“ im Karl-Otto-Braun Museum ist auch der Homo Digitalis: Kreatives Suchen und Finden – das Klicken durch die Hyperlinks bis in die Tiefen des Internets – ist eine Strategie des Menschen, um Interessantes zu finden. Dabei wird er zum Erkunder und Forscher, der auch in sozialen Netzwerken interessante Menschen trifft und Kontakte pflegt. Dass wir heute in einer digitalen Welt leben, parodiert ein Gipsguss einer Hand mit „tipselndem“ Finger auf einem Smartphonebildschirm, der eintaucht in das Display.

Die Motto-Idee für die diesjährige Ausstellung des Humboldt Gymnasiums im Karl-Otto-Braun Museum kam Gabi Klinger auf einer Fortbildung zum Thema Mensch. Weil jedem einzelnen ausgehend von seiner subjektiven Wahrnehmung von sich selbst und anderen zum Menschsein etwas anderes als erstes in den Sinn kommt, gibt das Thema für die Selbstreflexion besonders viel her. „Interessant ist daran vor allem nachzuvollziehen zu können, was andere heute mit dem Menschsein verbinden“, sagt der Oberstufenschüler Kasiua Aziz bei der Austellungseröffnung. „Es ist für das Publikum wichtig zu erkennen, was die Jugend denkt und was in ihnen vorgeht“, erklärt Gabi Klinger: „Wir wollen mit dem jährlichen Kunstprojet motivieren besonders gute Arbeiten abzugeben. Die Projekte im Kunstunterricht werden anders angegangen, wenn ich sage, dass sie Teil der Ausstellung werden können.“

Die Schüler des Humboldt Gymnasiums entwickelten die Ideen für ihre Werke selbst. Am Anfang des Projekts stand ein Mindmapping zu den Aspekten des Menschseins: Das Wesentliche, worin sich der Mensch von anderen Lebewesen unterscheidet ist seine Sprache, seine Vernunftbegabung, seine Rolle als Krone der Schöpfung, seine Individualität . Ausgehend von der Sammlung an charakteristischen Eigenschaften suchte Gabi Klinger philosophiegeschichtlich bedeutsame und aussagekräftige Zitate heraus. Sie legte sie den einzelnen Klassen als Motto vor. Die Schüler arbeiteten etwa zum Thema „Das Ziel des Menschen ist das Glück“. „Ich habe mich für den Aspekt der Geborgenheit, Freiheit und Liebe entschieden“, erzählt die 18-jährige Valeria und zeigt auf eine Bleistifteizeichnung, das ein Pärchen in den Dünen vor der Kulisse eines Sonnenuntergangs abbildet. Auch negative Emotionen als krasser Gegensatz von Glück wie Schmerz, Verzweiflung und Leid wurden von den Schülern dargestellt. Gabi Klinger überließ die Motivauswahl den Schülern selbst. Tipps und Hilfestellung gab sie nur bei der Auswahl der geeigneten Techniken und Umsetzung. „Expressive Kunst mit ihren starken Farben und Strichen eignet sich besonders für die Darstellung von Gefühlen“, sagt Klinger.

Beeindruckend auf die Besucher wirkt die Auseinandersetzung der Schüler mit Protagoras Zitat „Der Mensch ist das Maß aller Dinge“, nach dem ihm aufgrund seiner Intelligenz eine besondere Rolle im Kosmos zukommt. Er hat ausgehend vom Maß des einzelnen Menschen verantwortungsvoll mit seiner Macht über andere umzugehen, um nicht in Maßlosigkeit bei wirtschaftlichen Unternehmungen zu verfallen. Alternativ dazu konnten die Schüler auch die Gegenthese

„Gott ist das Maß aller Dinge“ darstellen. Für die Collagen zur These „Der Mensch ist ein politisches Lebewesen“, also über seine Rolle in der Gesellschaft zu charakterisieren, bezogen die Schüler sich gerne auf das politische Gesicht Donald Trumps.

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