Die interkulturelle Woche unter der Schirmherrschaft der deutschen Kirchen ist mit 5000 Projekten in 500 Städten der größten bundesweiten Projekte der kulturellen Begegnung und Verständigung. Der Regisseur Mohammed Hassan Nazeri, der in vielen Filmfestivaljurys saß , an der Uni Kabul dozierte und hier für SWR und NDR produziert, widmet die im Wilhelm-Hack-Museum gezeigten Kurzfilme am 26.09. im Wilhelm-Hack-Museum dem Motto „Kultur kennt kein Heimweh.“
Das Motto steht dafür, dass viele in Deutschland an eine Gesellschaft glauben, die offen ist für andere Kulturen, die Flüchtlinge und Migranten mitbringen. „Ich wünsche mir, dass die Leute mehr Interesse an anderen Kulturen zeigen“, sagt Nazeri dem Mannheimer Morgen im Pressegespräch: „Manche fremden Anschauungen und Lebensstile sind nicht auf Anhieb nachvollziehbar, obwohl sie bei uns in der Heimat breite Akzeptanz finden. Wer sich mit fremden Kulturen befasst, den können sie bereichern, denn sie zeigen fremde Perspektiven auf. Sich das eine oder andere abzuschauen, was einem zusagt, kann nützlich sein.“
Der Filmemacher will ein möglichst realistisches Bild der Situation in Afghanistan in seinen Filmen zeichnen. Für viele Menschen sei seine Heimat noch kein sicheres Land. „Die Regierung stellt anhand von Kriterien und Indexen fest, was Sicherheit in unserem Land bedeutet. So lässt sich in Messverfahren passend machen, was nicht passen kann“, sagt Nazeri: „Viele Afghanen nennen ihr Land ein sicheres Land zum Sterben. Ich möchte den Flüchtlingen eine Stimme geben, die sie selbst nicht haben.“
Die Bleibequote für Afghanen schwankt um 50 Prozent. Nur die Hälfte aller Afghanen gelten als bleibeberechtigt. Nazaris Filme erzählen, wie gefährlich das Leben in Afghanistan für viele immer noch ist. Sie erzählen von fremden Denkweisen, Einstellungen und Lebensstilen, die durch Erziehung und Schule geprägt sind. Sie erzählen auch vom Patriachat, der vorherrschenden Gesellschaftsordnung, nach die Männer im familiären Gefüge alles dominieren und entscheiden können. Sein Portrait des Rappers „Hussain Amini“ soll Zuversicht vermitteln und aufzeigen, dass Integration mit einer positiven Einstellung von Deutschland gelingt, denn die Deutschen denken menschlich.
„Kulturelle Vielfalt ist eine Herausforderung. Wer die fremden Anschauungen und Gefühle versteht, die Probleme und Nöte kenne, der kann Ressentiments abbauen. Die Filme vermitteln die fremde Perspektive“, erklärt Uwe Frey von der Ökumenischen Fördergemeinschaft, die gemeinsam mit der Caritas und dem Runden Tisch die interkulturelle Woche mit Nazeris Werken nach Ludwigshafen brachte: „Die Zusammenkunft ist wesentlich für eine inklusive Gesellschaft.“ Nazeri glaubt, dass sich das positive Bild voneinander nur durch den Kontakt herstellen lässt. Entgegen dem, was manche glauben, kämen Asylanten nicht, weil sie hier Sozialleistungen empfangen wollten oder weil sie annähmen, dass es ihnen im reichen Deutschland besser gehe. Sie fliehen vor dem Krieg, sagt Nazeri.