Laufsaison: Lauf-Club Ludwigshafen bietet Workshops an und mobilisiert für den gesunden Sport
Melanie R. sieht man nicht an, dass sie bis vor zehn Jahren täglich schwere Medikamente gegen ihre Auto-Immunkrankheit Morbus Crohn genommen hat. Sie sieht jünger aus als sie ist. „Das Laufen habe ich angefangen, um meine Fitness zu steigern. In vielen Studien ist ein positiver Effekt von Ausdauersport auf meine Erkrankung belegt. Ich bin seit zehn Jahren beschwerdefrei, nehme keine Medikamente mehr und fühle mich wie ein neuer Mensch. Einen so großen Effekte hätte ich niemals erwartet“, erzählt sie: „Ich schlafe viel besser, seitdem ich so viel Sport treibe und weiß es heute zu schätzen gesund zu sein.“
Sie ist am Freitagabend Gast beim RunUp des Lauf-Clubs Ludwigshafen, dem Auftakt zur Laufsaison. Der Lauf führt über die Hannelore-Kohl-Promenade bis zum Restaurant Insel Bastei und über den Mittelweg des Stadtparks wieder zurück. Laufsport hilft nicht nur bei Zivilisationskrankheiten wie Übergewicht, Diabetes und Bluthochdruck. Er unterstützt die Heilung fast aller Krankheiten, senkt etwa die Rückfallquote bei Krebspatienten und wirkt bei Depressionen besser als jedes Antidepressiva. Laufsport ist auch präventiv gesundheitsfördernd.
Für Saskia Helfenfinger-Jeck, ehemalige deutsche Jugend- und Juniormeisterin im Mittel- und Langstreckenlauf, war die gesundheitsfördernde Wirkung ihres Hobbies nicht allein ausschlaggebend für die Vereinsgründung im Februar 2017. „Die Faszination Laufen hat mich nie losgelassen. Es macht einfach einen riesen Spaß“, sagt sie. Mit der Gründung schuf sie für sich und andere Gelegenheit, sich vom Alltagsstress zu erholen, sich gegenseitig zu fördern und fordern und Freude am Laufen und Walken zu haben. „Die Gruppendynamik brauchen manche Mitglieder, um sich für das Laufen zu motivieren. Andere sind von sich aus sehr motiviert. 30 der derzeit 70 Mitglieder sind bei den regelmäßigen Läufen immer mit dabei“, sagt sie.
In Zusammenarbeit mit der Ludwigshafener Initiative gegen Depressionen, einem Bündnis aus Psychiatern und Therapeuten, legte sie die Grundidee für das Projekt „Depression Beine machen“ an. Die Wirkung des Laufens auf die Psyche und das Gehirn ist unter Experten unumstritten. Es fördert die Durchblutung und den Stoffwechsel und lässt graue Zellen schneller sowie effektiver arbeiten. „Das Laufen hebt die Stimmung und schüttet Endorphine aus“, erklärt der drahtige und durchtrainierte 65-jährige Hobby-Läufer Martin, der selbst nicht betroffen ist. Vor einigen Jahren lief er noch den Mainova Frankfurt Marathon mit. Mit dem 67-jährigen Horst Meurer gehört er zu den ältesten Vereinsmitgliedern. „Ich habe viele ehemalige Kollegen, die morgens den Fernseher anmachen und ihn am Abend wieder ausmachen“, sagt Meurer: „Ich bin gerne draußen an der frischen Luft und laufe auch, wenn es draußen minus 15 Grad hat. Es motiviert mich, in der Gruppe und in Gesellschaft zu laufen. Wir sind alle keine Freunde vom Fitnessstudio.“
Das Sportvereinsleben wird heute nicht mehr so gepflegt werden wie während der Fitnesswelle der 50iger Jahre. Der Lauf-Club Ludwigshafen steht im krassen Gegensatz zu diesem Trend. Hier trainiert man im festen Team, nicht alleine auf dem Studiolaufband. Das Alter der Mitglieder liegt zwischen sechs und 70 Jahren. Den 15-jährigen hoch ambitionierten, gegenwärtigen Pfalzmeister Luca Schmäh, das Sternchen des Vereins, strengt das lockere Laufen nicht mehr an. Nur schnelle Läufe fordern ihm noch etwas ab. Den Titel zum Landesmeister im Triathlet holte er mit einer Zeit von 4 Minuten und 55 Sekunden auf 1500 Metern.