Sechs Absolventen treten ins Scheinwerferlicht zur Melodie der Oskar-Zeremonie auf die Bühne des Palatinums. Sie erhalten die höchste Auszeichnung für die Jahrgangsbesten, den Handwerks-Oskar aus den Händen der Obermeister ihrer Handwerksinnung. Die Abschlussprüfungen haben sie in allen Fächern mit einer glatten eins abgeschlossen und gehören zu den 54 von rund 13.000 Absolventen, die seit seiner Einführung im Jahr 2000 den Oskar erhalten. Bürgermeister Hans-Dieter Schneider und Daniel Lips, Geschäftsführer der Agentur für Arbeit, gratulieren mit Handschlag.
„64,3 Prozent der Azubis aus der Vorderpfalz haben bestanden. Das macht eine leichte Steigerung im Vergleich zu den vergangenen Jahren aus. Die Durchfallquoten sind immer noch sehr hoch“, sagt Geschäftsführer Jochen Heck. 444 Azubis erhalten auf der Abschlussfeier des Gewerbeverbands Dienstleistungszentrum Handwerk ihren Gesellenbrief. Mehr als ein Drittel davon hat mit einer Note von mindestens gut bestanden und erhält bei der feierlichen Zeremonie Ehrungen der Handwerkskammern, des Dienstleistungszentrums Handwerk oder des BÄKO-Großhandels.
Die jungen Absolventen gehören zu den gefragtesten Fachkräften auf dem deutschen Arbeitsmarkt. Der Fachkräftemangel in Ausbildungsberufen sei allgegenwärtig und die Azubis hätten die besten Chancen, ihren Traumberuf zu bekommen, sagt Christian Hanemann, zweiter Kreishandwerksmeister der Glaserhandwerkerschaft Vorderpfalz. „Es hieß lange, ein Studium schütze am besten vor Arbeitslosigkeit. Ein Azubi findet in Deutschland heute genauso leicht einen ob wie ein Akademiker. Die Beschäftigungsquote bei Akademiker liegt bei 87 Prozent, die Quote in den Ausbildungsberufen liegt mit 83 Prozent fast genauso hoch“, bilanzierte Heck.
Unter den Oskar-Preisträgern sind in diesem Jahr zwei Azubis mit abgeschlossenem Hochschulstudium. Caroline Schollek hat vor ihrer Ausbildung ein Lehramtsstudium abgeschlossen. Der Lehrberuf hat ihr nie besonders gut gefallen. „Ich habe in meiner Freizeit schon immer viel herumgeschraubt und ein paar Praktika gemacht, die mir Spaß gemacht haben“, erzählt die Elektronikerin: „Durch das Erproben der Theorie in der Praxis lassen sich komplexe Zusammenhänge viel schneller verstehen. Das gefällt mir in meinem Beruf besonders.“ „Ich kann als Elektroniker genauso eigenständig arbeiten und hinter die Dinge schauen. Der Beruf setzt Denkarbeit voraus, die Ergebnisse sehe ich aber schneller“, erzählt Matthias Paul, der auch Sozialwissenschaftler ist.
„Ich habe die Ausbildung als Chance auf einen Berufsabschluss gesehen“, erzählt die 33jährige Janine Cekanavicius, die wegen ihrer guten Note eine Auszeichnung erhalten hat: „In mehreren Berufsorientierungstests hat sich ergeben, dass ich eine gute Elektronikerin wäre. Ich habe zwei Bewerbungen nach meinem Abschluss geschrieben und habe von einer der beiden Firmen sofort eine Zusage bekommen.“ Mit der traditionellen Lossprechung endet die Zeremonie. „Macht Volk und Handwerk jederzeit Ehre, seid brauchbare Glieder der Gesellschaft. Lebt Freiheit in eigener Verantwortlichkeit durch Weiterbildung im beruflichen und menschlichen Bereich“, heißt es nach alter Handwerkstradition.