Ludwigshafen ist aufgeschlossen für die heute etablierte Kunstform des Graffitis. Szenekünstler Philipp Himmel und Matthias Neuthinger haben die Unterführung bei der Haltestelle Brückweg mit Jugendlichen aus den städtischen Jugendeinrichtungen umgestaltet. Und das soll erst der Anfang sein, wie Kulturbürgermeisterin Cornelia Reifenberg sagte.
Die unschönen Kritzeleien, die die acht Meter lange Fußgänger-Unterführung lange Zeit entstellt haben, sind mit Graffiti-Kunst übersprayt. Schriftzüge im klassischen Graffitistil geben der Unterführung ein neues Gesicht. „Rheingönheim“ steht auf einer der Wände, daneben ein QR-Code, der zur Chronologie der Enstehung des Graffitis führt, dokumentiert von den Jugendräumen. Die Idee kam jungen Besuchern der offenen Jugendräume selbst. „Auf den verschmierten Zustand haben die Jugendlichen uns aufmerksam gemacht. Vor Ort und im Team entwickelte sich der Plan einer Verschönerungsaktion schnell“, sagte Himmel auf der ganz besonderen Vernissage. Der Bereich Jugendförderung und das Tiefbauamt stimmten dem Projekt zu. Ein Teil der Mittel steuerte die BASF zu.
Als Pädagogen in den Jugendräumen kann Himmel, der seit 21 Jahren in der Graffiti-Szene einen Namen hat, den Jugendlichen in den regelmäßigen Graffitikursen alle wesentlichen Kniffs beibringen: 3-D-Effekte, Akzente setzen, Farbenlehre, das Spiel mit Licht und Schatten. „Sie machen schnell Fortschritte“, sagt Himmel.
„Graffiti fasziniert mich. Es ist eine andere Art von Kunst, um sich auszudrücken. Die verschiedene Styles gehen auf charakteristische Schriftarten zurück“, sagt 17jährige Justin Braun, der die Wände mitgestaltet hat. Den Entwurf haben Himmel und Neuthinger mit dem Team aus 15 jungen Sprayern gestaltet und umgesetzt. Das Team entschied über die Farben für die Styles und wählte die figürlichen Graffitis aus. Nachdem die ersten groben Skizzen an den Wänden gemalt waren, begannen vor drei Monaten mit Himmels Unterstützung das Spray- und Malarbeiten. Er gab Tipps zu Proportionen und Handkniffen, die Street-Art entstand im Team.
„So etwas bedarf einer besonderen künstlerischen Leistung. Das ist Perfektion in erster Linie“, sagte Reifenberg: „Das ist der Auftakt, um mit der Jugendförderung Ludwigshafen weitere Projekte mit auf den Weg zu bringen. Das Wilhelm-Hack-Museum ist mit dabei. Ich wünsche mir, dass Ludwigshafen sich einreiht in die Reihe der Städte, die für Streetart stehen und es bald heißt: Paris, Rheingönheim, London.“ Sie begrüßte das Engagement und den Mut der jungen Menschen, sich zu präsentieren und die eigenen Ideen zu verwirklichen. Die Bürger reagieren bisher sehr positiv, wie Ortsvorsteher Wilhelm Wißmann mitteilte. Negative Bemerkungen habe er noch keine gehört.
Das Projekt sei auch präventiv, denn während der Arbeiten seien die Jugendlichen ständig in den Dialog über die Rechtsfrage mit Passanten gekommen, die nachfragten, ob sie das überhaupt dürften, erzählte Himmel. Beim illegales Sprayen müsse alles schnell gehen, mit zwei, drei Farben werde das Ergebnis oft lange nicht so gut. „Illegale Graffitis sind oft nicht wirklich schön. Man beschädigt Gebäude, die Leuten gehören. Auch die Strafe will niemand gerne kassieren“, sagte Justin.