Ludwigshafener Unternehmer wollen Stadtentwicklung mit antreiben und die Innenstadt zum Ort gesellschaftlichen Lebens machen
„Wir trinken noch ein Schörlsche“, sagt IHK-Tischrundenchef Jochen Lampert, weil das hier Ludwigshafen Mitte ist und er den Pfälzer Riesling mag, den Hotelier Diethelm Benke auf der After-Work-Party am Donnerstagabend ausschenkt. Die regionalen kulinarischen Träumereien, die es gratis gibt, kommen aus der Küche seines Europahotels auf dem Ludwigsplatz. Marketingchef Michael Cordier, der Eventmanager des IHK-Gremiums, hat auch die Rockband organisiert, die rund 350 Gäste anlockt. „Die Parties im Rahmen des Projekts Feierabendkultur sind nur einer von vielen Schritten, um die Innenstadt noch lebendiger und lebenswerter zu machen“, sagt Diethelm Benke.
Jochen Lampert, Geschäftsführer der Rala-Zweigstelle, ist überzeugt: Wenn sich nichts ändert, wird es in ein paar Jahren eine völlige Ghettoisierung der Innenstadt geben. Von festen Meinungen und Klischees über die Innenstadt müssten die Ludwigshafener deshalb erstmal wegkommen, sagt er. Im Idealfall müssten alle Beteiligten umdenken und mit an den Veränderungen arbeiten: Die Immobilienbesitzer, der Einzelhandel, Berufspendler und die Ludwigshafener selbst.
Die IHK-Tischrunde glaubt, dass man das Wohnen und Leben in Ludwigshafen am ehesten umgestalten kann und hier ansetzen muss: Sie will vor allem junge bürgerliche Leute in der Stadt halten und neu in die Stadt holen, die in der diversen Stadtbevölkerung unterrepräsentiert sind. „Der Stadt kommt es zugute, wenn Pendler und Leute von hier nach der Arbeit ihren Feierabend in der City verbringen und Unternehmen ihren festen Standort in Ludwigshafen haben. Auch junge Leute von außerhalb sollen die Stadt als schönen Ort zum Leben wahrnehmen. Vor allem aber die Ansässigen“, sagt Mitglied Ruth Scherer. Um die Stadt für Studenten attraktiv zu machen, wollte die Tischrunde auch das Land davon überzeugen, den Bau der neuen Fachhochschule in die Innenstadt zu verlegen und einen City Campus Lu zu schaffen – bisher konnte sie sich nicht durchsetzen, auch wenn die Stadt Ludwigshafen hinter ihnen steht.
Jochen Lampert glaubt, dass der Einzelhandel bald auf die Veränderungen in der Zusammensetzung der Bevölkerung reagieren würde. „Ein-Euro-Läden und Billigbäckereien ziehen keine Leute an“, sagt er: „Wir haben den Immobilienbesitzern vorgeschlagen, Arztpraxen und Anwaltskanzleien ins Erdgeschoss reinzunehmen und die oberen Stockwerke zu vermieten. Davon hätten sie viel mehr als von einem Leerstand im Haus. Es sollte interessanterer Wohnraum angeboten werden, damit es auch ein andere Leute nach Ludwigshafen zieht.“
Edmund Keller betreibt schon seit Jahrzehnten ein Schuhgeschäft in der Innenstadt und hat die Stadt schon immer als schön empfunden. Die Stadt würde schlechter geredet als sie ist. „Als Außenstehender sieht man das Negative zuerst, wenn man in die City kommt“, sagt er. Viele Einwohner aus den schönen Vierteln Ludwigshafen Süd, Parkinsel und Mundenheim, aber auch aus der Innenstadt schätzen die Stadt wegen ihrer großen Grünflächen, den günstigen Lebenshaltungskosten und Mieten sowie der vielseitigen Gastronomie in der Bahnhofsstraße und am Berliner Platz. „Es gibt viele, die deshalb hier leben und in Mannheim arbeiten“, sagt Ute Christmann, die heute Gast auf der After Work Party ist.