100-jähriges Bestehen: Berufsfeuerwehr gibt im Strandbad Willersinnweiher Einblicke in ihre Rettungsarbeit
Mit wasserdichtem Trockentaucheranzug geht Erik Keller unter Wasser in den Willersinnweiher. In den Taschen hat er Bleigewichte, die ihm am Boden des Sees halten sollen. Wenn er auftauchen will, muss er Sauerstoff in den Anzug lassen. In seine Vollmaske ist ein Funktelefon eingebaut, über das er sich mit dem Signalmann verständigt, der ihn beim Tauchgang koordiniert.
„Je deutlicher die Signale des Signalmanns sind, desto effektiver und planmäßiger kann der Taucher den Grund absuchen. In kürzerer Zeit lässt sich ein größerer Bereich abstreifen“, erklärt Stefan Schäffer, der bei der Publikumsvorführung im Strandbad den Einsatz heute mit dem Mikrofon in der Hand leitet: „Die Weiher in der Region sind trüb, ab vier Meter unter Wasser wird es dunkel und die Sicht ist eingeschränkt. Der Taucher kann sich ohne den Signalmann nicht orientieren. Auf acht Metern hat man Nullsicht. Wenn wir im Weiher Personen oder Gegenstände suchen, machen wir das mit dem Telefonverfahren.“ Über das rauschende Funktelefon meldet sich Keller vom Grund des Sees: „Ich sehe hier gar nichts. Ich gehe wieder nach links.“ „Du bist jetzt auf acht Metern. Ich ziehe Dich noch ein paar Meter rein“, antwortet Signalmann Patrick Pisek vom Ufer.
Die gängigen Tauchverfahren sind auf Zeiteffizienz und Effektivität optimiert, weil es beim Rettungseinsatz oft um Zeit geht. Vier Feuerwehrmänner für einen Tauchgang schreibt die Einsatzvorschrift vor: Der Einsatzleiter entscheidet, ob die Situation einen Tauchgang erlaubt oder das Risiko dafür zu hoch ist. Bei starkem Bootsverkehr, einer dicken Eisdecke oder der sehr starken Rheinströmung war das Risiko für die Feuerwehr Ludwigshafen schon zu groß, wie Erik Keller nach seinem Tauchgang mitteilt. Der Einsatzleiter legt den Ablauf der Rettungsaktion fest, den der Signalmann dann umzusetzen hat, indem er den Taucher führt und anleitet. In manchen Situationen reicht ein straff gespanntes Signalseil als Kommunikationsmittel, das der Taucher in der Hand hält und so Zeichen vom Signalmann empfangen kann. „In Bauwerken und unter Eis ist es Vorschrift, mit dem Telefon zu tauchen. Auch bei der Objektbeschreibung ist es von Vorteil. Im Fall, dass wir nach einem Auto im See tauchen, kann eine Beschreibung der Situation unter Wasser bei der Rettungsaktion eine Hilfe sein“, sagt Einsatzleiter Schäffer: „Ein Sicherheitstaucher, der am Ufer bleibt, unterstützt den Taucher, wenn er Probleme im Wasser in Probleme gerät.“
„Aus Gründen der Zeiteffizienz werden wir auch angehalten, fit zu bleiben und die Fertigkeiten für die gemeinsamen Einsätze zu trainieren und zu optimieren“, sagt Patrick Pisek: „Als Feuerwehrmann muss man ein Teamplayer sein.“ Nicht jede Feuerwehr macht den Sport zur Pflicht, das Training bekommt durch die Gruppendynamik im Team trotzdem eine Art obligatorischen Charakter.
Im See sind Ertrinkende seien oft nicht genau zu orten. Man verliere oft unnötig Zeit durch ungenau Beschreibungen, wo die Person untergegangen sein soll, erzählt Pisek. Deshalb sei es die optimale Situation, wenn die Person noch an der Oberfläche treibe.
Feuerwehrmänner sind ausgebildete Rettungsschwimmer, aber auch für die Oberflächenrettung haben sie neuartige technische Hilfsmittel. Der Seabob, ein als Wasserschlitten genutzter Tauchscooter mit Elektromotor macht es möglich, ausgeruht und ohne eigenen Kraftverbrauch beim Opfer anzukommen. Pisek führt die Oberflächenrettung im Weiher durch. Im blau-roten Neoprenanzug gleitet er in schneller Schrittgeschwindigkeit auf dem Wasser zum Opfer, angetrieben durch den E-Motor des Schlittens. Er sichert das Oper, das hier nur aus einer Boje als Attrappe besteht, und bringt es an Land. Bei einem richtigen Einsatz wäre der Ertrinkende in Panik, es würde um sich schlagen und sich an allem festhalten, was an der Wasseroberfläche schwimmen würde, sagt Einsatzleiter Schäffer durchs Mikrofon.
„In den letzten Wochen sind fünf Menschen im Silbersee ertrunken. Wie viele Einsätze wir haben, können wir nicht voraussagen. Darüber gibt es auch keine offiziellen Statistiken“, erklärt Keller: „Es kann passieren, dass wir drei Mal am Tag rausfahren. Es kann aber auch passieren, dass fünf Monate keinen Einsatz haben. Das wissen wir auch nicht, wenn wir unseren Dienst zu siebt auf der Wache haben.“