So wollte es der Zufall

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In „Hoch lebe“ macht sich Jackie den Zufall zunutze und legt ihn als göttliche Fügung aus

Nach einer Reihe glücklicher Zufälle, die das Provinzdorf Tullymore überrollen, sind die 52 Einwohner des Irischen Dorfs reich. In der Komödie „Hoch lebe“, angelehnt an Kirk Jones Drehbuch „Lang lebe Ned Divine“, die am Freitag in der Walldorfschule Mannheim Premiere hatte, schlägt das Schicksal immer wieder zu und stößt überraschende Wendungen an. Der Humor der irischen Komödie ist absurd und schwarz: Was den einen zum Verhängnis wird, ist für andere pures Glück. Der Fischer Ned Divine hat den Jackpot mit knapp 7 Millionen Pfund geknackt. Jackie O’Shea findet ihn tot in seinem Fernsehsessel auf. Das Lottoglück wurde Ned zum Verhängnis, weil der überraschend hohe Gewinn ihn offensichtlich aufgeregt hat: Er ist mit dem Lottoschein in der Hand vor dem Fernseher gestorben. Der tief religiöse Jackie trifft Ned in seinen Träumen und glaubt, dass Gott alles eingefädelt habe und Ned wolle, dass er den Schein einlöse. Das Schicksal, das im Dorf immer wieder einschlägt, setzt neue Handlungsrahmen für die Figuren: Konkurrenz schlägt in Solidarität im Dorf um, das persönliche Liebesglück von Maggie wird am Ende über das Lottoglück gestellt. Aufgrund der Absurditäten der Zufälle, die sich auch in den Dialogen zeigt, gelingt es den Darstellern, die Werte der Freundschaft, des Zusammenhalts und der Liebe mit der Leichtigkeit einer Komödie zu vermitteln.
Ein Beamer erzeugt wechselnde Bühnenbilder: Das Bauernidyll Irlands zeigt sich in Bildern von der irischen Steilküste, gesäumt von grüner Hügellandschaft, von Whiskeybars und vom stürmischen Meer, abgerundet durch Requisiten im Landhausstil.
Sarah Hartmann nimmt im Stück eine Männerrolle von Jackies bestem Freund Michael O’Sullivan an. „Ich wollte eine Hauptrolle haben. Die Rolle hat mich mehr angesprochen als die Rolle von Jackies Frau Annie“, sagt sie: „Eine besondere Herausforderung war das breitbeinige Sitzen.“ Die burschikosen Bewegungen der 17jährigen, die sie im Spiel annimmt und die männlich aussehen, sind das Ergebnis der ausdauernden Proben. Die gleichaltrige Marlene Hetterling, die Jackies Frau Annie spielt, fand es schwierig, sich in die ältere Person Annie hineinzudenken. „Wir sollten schauspielerisch reagieren. Das bedeutet aber nicht, dass wir uns verstellen oder versuchen, zu einer ganz andere Person zu werden. Als Schauspieler bleibt man dabei ein Stück sich selbst, indem man sich in die Person hineinversetzt und versucht, möglichst authentisch zu reagieren“, erzählt sie: „Wir sollten mit viel Bewegung spielen und laut sprechen.“ Sebastian Lösch, der den Drahtzieher Jackie spielt, fand es schwierig, den dominanten Charakter der Figur darzustellen.
„Der Zweck des Theaterprojekts an den Waldorfschulen ist, Jugendlichen durch das Nachahmen der Emotionen der Figuren bis ins Mimische hinein, die nicht ihre sind, aber die sie von sich selbst kennen, zu vermitteln, dass sie mit ihren Gefühlen umgehen können. Sie sollen lernen sich von ihren Emotionen zu distanzieren“, erklärt der Intendant Johannes Bleckmann, der Schauspiel in Wien studiert hat: „Die langen Proben über einen Zeitraum von sechs Wochen erfordern Durchhaltevermögen.“ Beckmann glaubt, dass die Schüler durch das Verbindliche Anspielen einer anderen Person sich selbst besser reflektieren und verstehen lernen. „Die Interaktion mit anderen auf der Bühne und das Verstehen der Reaktionen mit Gefühlen, die man selbst kennt, macht sie reicher an Erfahrung und schärft die Beobachtungsgabe“, sagt Bleckmann.

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